Im iRead Projekt gibt es auch einen eReader für Kinder. Dort sind über 200 Geschichten, allein fast 50 davon für die erste Klasse. Das Besondere an den Texten für die erste Klasse sind die Phontasia Lesestufen nach Wortmustern. Das bedeutet, dass Kinder schon sobald die Buchstaben beherrscht werden, sehr leichte Texte zur Verfügung gestellt bekommen. Hierbei bedeutet leicht nicht, dass der Text besonders kurz oder viele Bilder hat, sondern dass die Wortmuster einfach gehalten werden. Die ersten 2 Lesestufen beinhalten nur 2-silbige Trochäen und hoch frequente Wörter. Ursula Rickli hat uns dabei geholfen, indem sie Texte nach ihrem eigenen Stil für uns geschrieben hat, aber das Phontasia-Muster berücksichtigt.
Kay: Erzähl uns etwas über dich.
Ursula: Mein Name ist Ursula Rickli. Ich bin 66 Jahre alt und wohne in der Schweiz. Als Lehrerin tätig zu sein, war immer mein Traumberuf. So unterrichtete ich über 30 Jahre lang Erst- und Zweitklasskinder. Danach wechselte ich an die Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz und war dort noch 10 Jahre als Dozentin für Deutsch-Didaktik tätig.
Kay: Erzähl uns etwas über deine Leidenschaft.
Ursula: Ich entwickle leidenschaftlich gerne Lehrmittel. Da mich der Schriftspracherwerb bei kleinen Kindern immer schon faszinierte, erarbeitete ich ein Erstlese- und Schreiblehrmittel mit dem Namen „Leseschlau - Lesen lernen mit Sprechbewegungsbildern“, das sich in der Schweiz grosser Beliebtheit erfreut. Danach folgten viele weitere Lehrmittel. (www.ursularickli.ch)
Kay: Was zeichnet deine Lehrmaterialien aus?
Ursula: Meine Lehrmittel sind sehr praxisorientiert. Ich habe immer meine eigenen Schulkinder vor Augen, wenn ich an einem neuen Lehrmittel arbeite. Früher konnte ich die Materialien mit meinen Schulklassen selber auf ihre Tauglichkeit testen. Heute werden sie von meinen jungen Kolleginnen evaluiert, bevor ich ein Lehrmittel herausgebe.
Kay: Wie steht es mit der Orthografie in der Schweiz?
Ursula: Man liest überall in den Medien, die heutigen Jugendlichen könnten nicht mehr ohne Fehler schreiben. Deshalb sollte in den Schulen wieder mehr Wert auf die Orthografie gelegt werden. Ich entwickle im Moment ein Lehrmittel zur Einführung von Rechtschreib-Regeln. Mit einem Forschungsauftrag sollen die Kinder die Rechtschreibregel (z.B. ck-Regel) selber herausfinden. Anschliessend arbeiten die Schülerinnen und Schüler in einer Werkstatt mit verschiedenen Angeboten und können so diese Regel anwenden und vertiefen.
Kay: Du hast Texte für das iRead-Projekt geschrieben. Was ist daran besonderes?
Ursula: Ich möchte bereits bei Leseanfängern die Freude am Lesen wecken. Deshalb schreibe ich einfache aber spannende Geschichten, die aus kurzen, klaren Hauptsätzen bestehen und in einer grossen Schriftgrösse gesetzt sind. Darin habe ich grosse Erfahrung. Ich schreibe auch Texte mit einer beschränkten Anzahl von Buchstaben für Kinder, die noch nicht alle Buchstaben gelernt haben, denn frühe Erfolgserlebnisse animieren zum Weiterlernen.
Kay: Was denkst du zu eReadern im Vergleich zu Büchern, gibt es da etwas zu beachten? Ist es anders, besser, eine schlechte Idee?
Ursula: Ich selber habe keine Erfahrung mit eReadern in der Schule. Ich kann also nur mutmassen. Ich denke, unsere Kinder müssen in Zukunft mit beiden Medien umgehen können. Sie werden hin und her switchen zwischen eReader und Buch. Es wird sicherlich individuelle Vorlieben geben. Das Wichtigste am Leseprozess ist jedoch, dass Kinder - ihrem Entwicklungsstand entsprechend - geeignete Geschichten finden, die ihr Interesse wecken. So können sie ihre Lesekompetenz weiterentwickeln. Unsere Aufgabe ist es, bei den Kindern die Freude am Lesen zu wecken.
Vielen Dank Ursula!
Jetzt freuen wir uns auf die Rückmeldungen aus den Schulen.
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